Prof. Peter Kulka

Man würde diesen radikalen Vorschlag nicht gerecht werden, wenn man ihn nur aufgrund seiner provozierenden Einfachheit voreilig abtun würde. Gerade damit setzt sich die Jury auseinander und kommt zu der Erkenntnis, daß der Wert dieses Beitrags in der ideellen Auseinandersetzung liegt.

Unter Einhaltung der Vorgaben werden die konstituierenden Elemente Schiff und Turm auf einfache Kuben reduziert und zu einer homogenen Großform zusammengezogen. Eine hohe Baumgruppe ersetzt die Zierform des einstigen Turmhelmes, eine Doppelreihe von Kugelbäumen das einstige Kirchendach. Poesie beschwingt diese Vorstellung, die allerdings im Herbst ihren Reiz auch mit den Blättern verlieren würde. Um die Frage geht es hier aber ebensowenig wie u die Zweifel an der Standfestigkeit und Pflege der Bäume auf dem Dach. Der Verfasser lehnt mit seinem Entwurf die Assoziation mit der einstigen Kirche und das Wiederaufleben eines architektonisch dekorativen Turmaufsatzes ohne inhaltliche Motivation ab und versucht mit der auf wenige Elemente reduzierten Gestaltung der ringsum gleichen Fassaden auch den "Plattenbauten" ausdrücklich Referenz zu erweisen. 

In dieser Zielrichtung sieht die Jury einen idealen und ethischen Beitrag, dessen Wert sie nicht in der praktischen Umsetzung, sondern vielmehr in der kritischen Bewusstmachung der Problematik der Aufgabe erkennt.